Die Glücklichmacher

Die Erfolgsgeschichte der Familie Cengiz begann mit dem Geruch von Pommes frites und Chlor. Im oberrheinischen Kehl wuchs Bora Cengiz bereits mit dem ersten Schwimmbadkiosk seiner Eltern auf. Der Betriebswirt arbeite bei einem Discounter als Verkaufsleiter, als sich seine Mutter mitten in der Sommersaison den Arm brach. Bora und seine Frau Katja halfen wochenlang im Freibad in Biberach (Baden) aus. „Es gab Pommes, Würstchen, Pommes, Würstchen,“ erinnert sich der 40-Jährige. Katja Cengiz ergänzt: „Wir haben immer gesagt, da könnte man so viel mehr draus machen, viel mehr anbieten als dieses ungesunde Schwimmbad-Kiosk-Essen. Und beim Zusammenarbeiten mit uns zweien hat es auch gut harmoniert.“

Als seine Eltern in Rente gingen und Nachfolger für das Bad in Biberach suchten, stiegen Bora und Katja 2017 ganz ins Geschäft ein. Mit null Gastro-Erfahrung, aber Know-how in Konzeptgestaltung, Personalmanagement und jeder Menge Enthusiasmus. „Von Anfang an war unser Gedanke, dass wir das groß aufziehen und skalieren können“, führt Bora Cengiz aus. „Wir waren totale Quereinsteiger, aber haben das Potenzial gesehen. Frische Smoothies, Bowls, Salate, inzwischen auch Wraps und Thai-Curry“, berichtet Katja Cengiz. Die frühere Physiotherapeutin ist der kreative Kopf hinter den Gerichten, zuständig für die Speisekarte und neue Ideen. „Ich habe schon immer gern gekocht und kann mich hier mit meinen Rezepten austoben, während sich mein Mann um die Mitarbeiter kümmert.“ 

Zu den Bestsellern der Cengiz Schwimmbadgastronomie zählen – neben den obligatorischen Pommes – Bowls, zum Beispiel mit Quinoa, Rote-Bete-Salat und Edamame sowie Smoothies. Ebenfalls auf der Karte finden sich Rumpsteak, Burger, Currywurst, Salat sowie belgische Waffeln und Süßigkeiten, auch vegan. Und Eis natürlich. Das ist gesetzt: Pommes und Eis, das gehört zum Freibad wie Sonnencreme und Badehose.

Sechs Frei- und sechs Ganzjahresbäder in einem Radius von 120 Kilometern zählt die Firma Cengiz Schwimmbadgastronomie inzwischen zum Portfolio, von Baden-Baden bis Freiburg. Seinen Erfolg verdankt das Unternehmen laut Bora Cengiz vor allem der Zuverlässigkeit und Qualität. „In den ersten Jahren haben wir uns bei den Bäderbetreibern beworben, auch initiativ. Mittlerweile werden wir kontaktiert“, freut sich der zweifache Familienvater. 

Da Platz und Ressourcen in den Bädern begrenzt sind, ist das kulinarische Konzept von Cengiz' Schwimmbadgastronomie sehr durchdacht. Die Gerichte sind so konzipiert, dass sie mithilfe von bebilderten Anleitungen von jedem umgesetzt werden können. „Die Herausforderung ist, dass wir Mitarbeiter von 16 bis 60 haben, von ganz ungelernt bis hocherfahren. Wir stoppen tatsächlich die Zeit, wenn ein Produkt entwickelt wird. Wie lange braucht ein Steak, bis es medium ist, etc. Außerdem gibt es eine Mitarbeiterschulung für alle in jeder Filiale. Bei uns kann jeder alles und jeder macht alles.“ 

… steht nicht nur auf der Speisekarte. Dass das Personal eine zentrale Rolle für ihren Erfolg spielt, war den Cengiz‘ von Anfang an klar. 250 Mitarbeitende sind in der Hochsaison in den Gastrobetrieben der Bäder tätig, davon über 50 Festangestellte. Auch vier Azubis in der Systemgastronomie haben die Cengiz` bereits ausgebildet „80 Prozent unserer Mitarbeiter finden wir über Mund-zu-Mund-Propaganda, den Rest online über Social Media“, sagt Bora Cengiz. Auf Freundlichkeit wird mehr Wert gelegt als auf Erfahrung – gesucht werden „Glücklichmacher“. 

Da die Hälfte der Betriebe im Winter geschlossen hat, haben sich Katja und Bora Cengiz nach weiteren Standbeinen umgesehen: Stände auf Weihnachtsmärkten, die Christmas Gardens in Karlsruhe, Festivals und andere Großveranstaltungen. "Über die Abwechslung freuen sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr", weiß Katja Cengiz.

Während Katja Cengiz sich um die Rezepturen und die Social-Media-Kanäle kümmert, stellt Bora Mitarbeitende ein, ist in den Bädern unterwegs und geht mit den Lieferanten ins Gespräch. So wie mit dem Service-Bund Unternehmen Zink aus Bühl, wo sich auch eins der Schwimmbäder befindet. Jedes Bad wird wöchentlich mindestens zweimal beliefert, Baden-Baden und Bühl aufgrund der Nähe zu Zink täglich. „Die richtige Menge an Ware in der entsprechenden Qualität zum richtigen Zeitpunkt da zu haben, ist eine große Herausforderung, weil wir wetterabhängig sind“, erklärt Bora Cengiz. „Die Firma Zink ist dabei eine große Unterstützung für uns.“

Qualitätspommes

Im letzten Jahr wurden über 50 Tonnen Pommes von den Schwimmbadbesuchern verspeist. Die Pommes werden extra aus Norddeutschland besorgt. Unter anderem ist die Standfestigkeit ein wichtiges Kriterium, denn die Fritten sollen möglichst lange knusprig bleiben. An der Fritteuse steht Katja Cengiz ab und an selbst noch im Waldterrassenbad Biberach. „Unser erstes Bad ist immer noch etwas Besonderes für uns – das ist unsere Heimkomm-Station, unsere Homebase.“ Pommes haben Bora und Katja Cengiz noch lange nicht satt. Und das ist auch gut so, denn ihr Unternehmen bleibt weiterhin auf Glücklichmacher-Kurs.