"Kinder sind unsere Zukunft"
Wie es zu der Arbeit mit Kindern kam
Aus seiner Küche in der Kita Schatzinsel in Speyer heraus bekocht Marc André De Zordo seit etwa einem Jahr als Küchenchef Kinder und Personal der Kita. Darüber hinaus versorgt er die Ganztagskinder der benachbarten Grundschule und einen Hort in Speyer-Nord. Er plant rund 200 Essen pro Woche, die er dann zusammen mit einer Kollegin umsetzt. Unterstützt werden die beiden von einer Hauswirtschafterin, die sich um die Essenausgabe in der Grundschule kümmert. Der Name De Zordom kommt von seinem österreichischen Vater. In unserem Nachbarland ist dieser Name mit historischen Wurzeln aus Spanien häufiger zu finden. Nach seiner Ausbildung und eher klassischen Stationen wie einem 4-Sterne-Gartenhotel oder dem Gimmeldinger Winzer, einem Pfälzer Restaurant mit Fine-Dining-Konzept, kam De Zordo Anfang 2013 zur kulinarischen Jugendarbeit in seiner Heimatstadt Speyer. Und blieb dem Thema seitdem treu.
Die Speisekarte ist sehr vielseitig...
Die Zukunft mitgestalten
Die Hauswirtschaftslehrerin aus seiner Schulzeit sprach ihn an, und daraufhin leitete er fünf Jahre lang eine Koch-AG im Nachmittagsunterricht für Schüler der Klassen vier bis sechs. Auch für das Deutsche Rote Kreuz leitete er ab 2012 schon Kinderkochkurse für Kitakinder. „Das Thema Ernährung für die Jüngsten hat mich schon immer interessiert. Die Kinder bringen das ja mit in ihre Familien hinein, und ihre Neugier und Leidenschaft dafür zu wecken, macht mich persönlich zufrieden“, erklärt Marc De Zordo. Außerdem waren im Laufe der Jahre auch einige Kinder dabei, die nun auch über eine Berufslaufbahn in diese Richtung nachdenken. So trägt der Dozent und Koch auch ganz konkret zur Zukunftsarbeit seiner Zunft bei. Die zweite, tägliche Nachwuchsarbeit, die automatisch entsteht, ist die Geschmacksausbildung der Kinder beim täglichen Essen.
Einsatz mit viel Freude
Individuell und frisch
Zwei Grundsätze pflegt De Zordo in seinem Küchenalltag für die Kita- und Schulkinder: Keines der Gerichte kommt in genau derselben Zusammenstellung ein zweites Mal auf den Speiseplan. Denn den Kindern die Vielfalt der verschiedenen Lebensmittel zu zeigen, die frisch zubereitet und oft passend zur Saison seine Küche verlassen, ist sein erklärtes Ziel. Einmal die Woche gibt es Fisch, bis zu zweimal Fleischgerichte und ansonsten wird häufig Vegetarisches angeboten – alles frisch zubereitet und ohne große Wege. Dies ein Privileg, das vielen Einrichtungen versagt bleibt. Ein Großteil von Schulen und Kitas hat weder den Platz noch die Kapazität für eine eigene Küche und arbeitet mit Caterern, Convenience und viel Wiederholung. Der zweite Grundsatz orientiert sich an seiner Haltung, dass man als Kindschon anfangen sollte, viel auszuprobieren: „Ein Trennen der Komponenten – so, dass sich das Kind nur die Nudeln ohne Soße nehmen kann – versuche ich bei uns zu vermeiden. Die Kinder sollen lernen, mit den gegebenen Umständen umzugehen und nicht alles getrennt als Extrawurst zu bekommen“, erläutert De Zordo. Was viele Kollegen vermeiden, führt bei seinen kleinen Gästen häufig dazu, dass die Kinder mehr probieren und die Vielfalt als bereichernd wahrnehmen.
Kochen durch die Krise
Den Kontakt zu seiner Zielgruppe hat De Zordo auch in Corona-Zeiten nicht abreißen lassen. Als Schule, Kita und Hort im Frühling 2020 geschlossen waren, entwickelte der kreative und medienzugewandte Koch Kanäle, um die Kinder, aber auch Erwachsene, zu Hause im Lockdown mit seinen Ideen und seinem Know-how zu erreichen. „Der erste Schritt war eine Facebook-Gruppe, die ich zum ersten, strengen Lockdown gegründet habe. Hier konnten die Leute posten, was sie im Kühlschrank hatten, und ich habe dazu innerhalb 24 Stunden ein Rezept entwickelt“, so der 33-Jährige. Die Gruppe „Cooking against Corona“ hatte bereits nach vier Wochen über 600 Mitglieder. Auch ein Kochbuch hat De Zordo daraus geschrieben, das im Mai 2020 erschien. Sein Herzensprojekt entstand ebenfalls im ersten Corona-Herbst und nennt sich Cooking Kids Club e.V. Hier kochte er zuerst noch für kurze Zeit mit den Kindern seines Vereins in Präsenz, ab November 2020 dann meist digital. Mit der digitalen Welt hat Marc André De Zordo auch vor der Pandemie nicht gefremdelt: Durch seine Online-Kochkurse für Kinder und deren Familien sowie mit seinen Social-Media-Aktivitäten wurde er über die Grenzen von Speyer hinaus bekannt und bekam die Gelegenheit, zum Beispiel in Beiträgen vom SWR mitzuwirken, die Region zu repräsentieren und seine Projekte vorzustellen. Mit dem Cooking Kids Club und mit dem Format „Marcs schnelle Küche“ ist er auch viermal im Jahr mit einer Kochshow für den regionalen Fernsehsender OK Weinstrasse zu sehen. Seine Kenntnisse rund um Schnitt, Ton und Bild setzt er dann auch wieder für seinen YouTube-Kanal ein, auf dem die Kochsessions mit den Kindern jeweils zuerst live gestreamt werden und fürs spätere Nachkochen weiterhin zu sehen sind.
Ein absoluter Traumberuf
Marc André De Zordo empfindet seine Möglichkeiten, Wissen an den Nachwuchs weiterzugeben, Kindern eine vielfältige Kulinarik zu bieten und idealerweise eine nächste Generation für den Kochberuf zu begeistern, als absoluten Traumberuf. Sein Partner für alle seine Projekte und für den bunten und kreativen Speiseplan für Kita und Schule ist *gastromaster Aldinger. „Der Außendienst bringt immer wieder interessante Vorschläge mit rein, die ich mit den Kindern teste. Manchmal ist es aber auch anders herum, dass ich eine Idee habe, und das Team von gastromaster eine Lösung im Gepäck hat“, erklärt de Zordo. Trotz Freude am Digitalen sind der Speyerer Koch und auch seine Koch-Kinder im Verein sehr froh, dass er seit Frühjahr 2021 fast durchgehend wieder Kochkurse, Ferienprogramme und Vereinstreffen in Präsenz anbieten kann. „Gerade das Kochen lebt ja vom Schmecken, Riechen, Mundgefühl – alles Dinge, die man live und in der Gemeinschaft einfach besser erfahren kann, als im Video“, resümiert das Allround-Talent.
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mit Interim-Hotelier und Gastrocoach Björn Grimm von Grimm Consulting.
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